Was ich von einem Klopapierrollenhalter gelernt habe
Vor ein paar Jahren buchte ich ein Seminar und freute mich riesig darauf. Voller Vorfreude kam ich in dem Seminarhaus an – doch meine Energie sank erst einmal deutlich ab. Das Haus lag schön idyllisch in der Natur, doch innen war alles sehr kunterbunt zusammengewürfelt. Die Möbel und Dekorationen – kreativ, natürlich, individuell. Doch nicht so ganz mein Geschmack. Zu viel, zu unruhig.
Und dann kam mein ganz persönliches „Highlight“, das mich die ganzen Seminartage hindurch beschäftigte: Es gab keinen „richtigen“Klopapierrollenhalter auf einer der Toiletten – die Rolle war nur auf eine Schnur aufgefädelt. Eine schnöde Packschnur! Ja, eine ganz schnöde Packschnur.
Und ich war empört. Innerlich! Und beobachtete mich, welche Gedanken – jedes Mal, wenn ich auf genau diese Toilette gehen musste – in meinem Köpfchen kreisten.
- Können die Besitzer sich nicht mal einen „richtigen“ Klopapierrollenhalter leisten?
- Wie unachtsam müssen die Besitzer sein, wenn sie auf solche Details nicht achten.
- Puh, wie kann man seinen Gästen so eine Notlösung nur antun.
- …
Ich regte mich sooo über diese Klopapierrollenhalterschnur auf. 🙂
So etwa ab Tag 3 wurde es mir langsam egal. Ich fuhr innerlich herunter. Und kam endlich richtig zu mir und in einen Zustand, wo es mir gut ging – egal, was im Außen war. Ich konnte den Lebensstil der Besitzer einfach annehmen.
Und ich lachte über die Schnur.
Am Ende war ich so dankbar für diese Erfahrung, die mir zeigte, dass ich die Verbindung zu den einfachen Dingen nicht verlieren möchte. Ich mag Schönes in meinen Räumen, doch auch das Einfache, Schlichte, Pure, Natürliche. Und vor allem mag ich mich nicht in den Standards und Kreationen unserer modernen Welt verlieren.
Kannst du auch eine Geschichte erzählen, wo du dich an solch einer Kleinigkeit mega aufgeregt hast? 🙂
Alles Liebe
Karin Myria
(Text: Karin Myria Pickl, Foto: pixabay, 01.07.2023)