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Wenn Freude traurig macht …

Wie du als alleingeborener Zwilling oder Mehrling die Freude über dein Leben wiederfindest

Viele, viele Jahre bin ich immer dann, wenn ich eigentlich größten grund zur Freude gehabt hätte, in Tränen ausgebrochen. Lange wusste ich nicht, woher das kam.

Erst nach und nach wurde mir klar, dass ich ein alleingeborener Zwilling bin und diese Traurigkeit vom Verlust meines Zwillings während der Schwangerschaft im Bauch meiner Mutter kommt. Ich war erleichtert, als ich das erkannte. Es fühlte sich so stimmig an und dennoch löste sich die Thematik noch nicht wirklich.

Bis sich dann in einer Meditation zeigte, dass wir nicht nur zu zweit, sondern zu dritt waren. Der erste Drilling ist sehr früh gegangen und war noch so klein, dass ich dies viel weniger erinnern konnte als den späteren Drillingsverlust. Doch erst als ich diesen Schmerz fühlen konnte, wurde es spürbar leichter.

Der Mangel blieb

Mein Herz wurde viel leichter, doch das Mangelgefühl im Leben blieb. Ich erlaubte mir vieles nicht, ging auch finanziell immer wieder in Verlusterfahrungen und fand den Schlüssel nicht, diese Thematik zu lösen.

Der Schlüssel war dann die Erkenntnis, dass ich immer noch mit dem ersten abgegangenen Drilling verstrickt war bzw. er sich irgendie wieder in mein Lebensfeld „gemogelte“ hat, da er nicht loslassen konnte und so einen großen Schmerz darüber hatte, dass er früher ging und nicht leben konnte. Es war sein Schmerz. Es war sein Mangel. Es waren seine stillen Vorwürfe, warum ich lebe und nicht er.

Und ich fühlt mich schuldig. Weil ich lebte. Weil ich es war, die es geschafft hatte.

So habe ich mich immer wieder im Leben ausgebremst. Mir den Erfolg nicht erlaubt, immer wieder abgebrochen – kurz bevor etwas gut geworden wäre … Damit ich nicht neben meiner Freude auch den abgrundtiefen Schmerz des Drillings (meinem Gefühl nach ein Bruder) fühlen musste.

Ich habe ihn dann liebevoll, jedoch bestimmt aus meinem Leben weggeschickt. Er musste lernen, loszulassen und seinen eigenen Seelenweg weiterzugehen.

Von da an kam meine Lebensfreude zurück. Ich erlaubte mir wieder zu leben und zu lachen. Ich erlaubte mir wieder, dass schöne Dinge in mein Leben kommen durften und ich erfolgreich sein durfte, mir etwas aufbauen und dabei kein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Es war ein langer Weg, über etwa 20 Jahre, bis ich all das in der Tiefe verstanden und gelöst hatte.

Eine schlimme Verlusterfahrung

Der Verlust eines Zwillings oder gar mehrerer Geschwister im Bauch der Mutter ist eines der schlimmsten Traumata, die wir erleben können.

  • Wir erleben, wie direkt neben uns ein kleiner Mensch stirbt, und müssen uns unter Umständen noch Tage, Wochen oder gar Monate neben ihm weiterentwickeln.
  • Wir spüren vielleicht den Todeskampf, erleben ihn unmittelbar mit.
  • Wir erleben den Verlust eines Wesens, das uns so nah ist wie kein anderes. Denn die Bindung zum Zwilling ist sogar noch stärker als die zur Mutter.
  • Wir spüren die Leere, wenn er oder sie gegangen ist/sind.
  • Und wir kommen nicht aus – wir müssen im Bauch der Mutter alles irgendwie aushalten.
  • All diese Erfahrungen können deine Grundhaltung im Leben maßgeblich prägen.
  • Und du wiederholst die Traumata wieder und wieder, bis du endlich verstehst, wo das alles wirklich herkommt.

Vom Mangel in die eigene Lebensfreude

Doch dann können die Wunden endlich heilen und du dein eigenes Leben frei von diesen Trauma-Erfahrungen gestalten.

Wenn dich das Thema berührt und du dir eine Begleitung wünschst, dann melde dich gerne bei mir. Am besten unter info@karin-myria-pickl.com.

Alles Liebe
Karin Myria


(Text: Karin Myria Pickl, Foto: pixabay, 08.12.2022)

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